Interview zur Entwicklung des Förderkreises und des Hospizes im Jahr 2017

"Auf einer Woge der Solidarität"

Unter dem Titel „Auf einer Woge der Solidarität“, ist in der GNZ ein Interview mit Rolf Heggen, dem Vorsitzenden des Förderkreises Hospiz Kinzigtal e.V., erschienen. Der stellv. Chefredakteur David Noll stellte Fragen zur Entwicklung rund um das Hospiz und den Förderkreis im Jahr 2017.

rolf heggen

Förderkreis-Vorsitzender Rolf Heggen an seinem Arbeitsplatz im Hospiz in der Holzgasse 23 in Gelnhausen

 

GNZ: Herr Heggen, man hat schon sehr viel hören und lesen können über den Förderkreis und das Hospiz. Vor allem auch über immer mehr Mitglieder, Paten und Spender. Was beeindruckt Sie dabei am meisten?

Heggen: Im Prinzip alles gleichermaßen. Seit der Gründung unseres Förderkreises im Februar 2014 – mit dem damals noch weit, weit entfernten Ziel, ein stationäres Hospiz zu errichten – werden wir von einer Woge der Solidarität und der Unterstützung getragen.

In den Wochen seit der Eröffnung des Hospizes scheint diese Woge noch einmal höher geworden zu sein. Ist dieser Eindruck richtig?

Ja, absolut. Die Zahl der Mitglieder ist zwar nicht stärker gestiegen als in den Jahren zuvor...

Wie ist denn die aktuelle Zahl?

Der Förderkreis hat am heutigen Tag insgesamt 394 eingeschriebene und Beitrag zahlende Mitglieder. Schon mit zwei Euro im Monat kann man Mitglied werden. Wir haben ganz bewusst den Beitrag so niedrig festgelegt, um wirklich jedem die Möglichkeit zu geben, sich über den Förderkreis an der Unterstützung schwerstkranker Menschen in unserem Hospiz zu beteiligen. Viele Mitglieder leisten aber aus eigenem Antrieb wesentlich höhere Jahresbeiträge: zum Teil dreistellig und eine Familie sogar vierstellig. Und worüber wir uns ganz besonders freuen: Von den 29 Städten und Gemeinden im Main-Kinzig-Kreis sind bereits 23 – nach jeweils einstimmigen Beschlüssen in den örtlichen Parlamenten – Mitglieder im Förderkreis geworden. Mit der Stadt Büdingen ist nun auch die erste Kommune außerhalb des Main-Kinzig-Kreises hinzugekommen.

Was ist mit den sechs Kommunen im Main-Kinzig-Kreis, die sich noch nicht dem Förderkreis Hospiz Kinzigtal angeschlossen haben?

Diese Frage werden mein Vorstandskollege Eugen Glöckner und ich in den nächsten Wochen bei Besuchen in den Rathäusern den jeweiligen Bürgermeistern ebenfalls stellen. Zwei Gemeinden und eine Stadt haben bereits signalisiert, dass sie sich ebenfalls in den Kreis der kommunalen Solidarität mit der Hospizbewegung einreihen wollen. Dann fehlen nur noch drei. Wir sind sicher, dass wir den Kreis bis Mitte 2018 schließen können. Zumal wir gewiss keinen Gemeindehaushalt überfordern: 1 Cent pro Bürger im Jahr ergibt ja keine überbordende Summe. Wobei auch hier anzumerken ist: Viele Kommunen beteiligen sich mit wesentlich höheren Jahresbeiträgen.

In welchem Bereich ist denn nun die Unterstützung des Förderkreises in den letzten Wochen besonders stark angestiegen?

Bei den Spendenzuflüssen insgesamt. Wir verzeichnen immer mehr und höhere Spendeneingänge von Einzelpersonen, Familien, Kirchengemeinden, Vereinen, Parteien und auch Fraktionen im Kreistag. Und immer mehr Menschen bitten bei Einladungen zu Geburtstagen, Jubiläen, Abschieds- und Trauerfeiern auf Geschenke oder Blumen zu verzichten und stattdessen lieber eine Spende an den Förderkreis Hospiz Kinzigtal zu leisten. Bei solchen Anlässen sind bereits bis zu viertausend Euro zusammengekommen. Auf unserer Liste der Unterstützer für den Förderkreis finden sich nun bereits 1.002 Namen. Die Liste wird auf unserer Internetseite nahezu täglich aktualisiert.

Es gab zuletzt auch Benefiz-Konzerte und Weihnachtsmarkt-Aktionen zugunsten des Förderkreises. Wie kam es dazu?

Diese Aktionen sind von außen an uns herangetragen worden. Alle hatten über die Medien oder von Mitgliedern unseres Förderkreises von unserer Arbeit für das Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal in Gelnhausen erfahren. Über das großartige Benefiz-Konzert der Sängervereinigung Geislitz am 1. Advent in der Kirche St. Peter hat die GNZ ja ausführlich berichtet. Der Seniorenclub Haitz hat seine mit viel Liebe, Sorgfalt und Geschick gebastelten weihnachtlichen Geschenkartikel auf dem Weihnachtsmarkt zu unseren Gunsten verkauft. Eine Aktion, die Eugen Glöckner initiiert hat, fanden unsere Gäste, Angehörige und unsere Mitarbeiter im Hospiz ganz besonders anrührend: 28 Jungen und Mädchen der Klasse 6 der Kreisrealschule waren mit ihrem Lehrer Jörg Schmalfuß ins Hospiz gekommen, um zu singen und weihnachtliche Texte vorzutragen. Und anschließend wurde auf der Hospiz-Terrasse gemeinsam gegrillt. Eine schönere vorweihnachtliche Einstimmung hätten wir uns für unsere Gäste, Mitarbeiter und uns selbst nicht wünschen können.

Wie erklären Sie sich diese insgesamt so vielfältige und große Unterstützung des Förderkreises Hospiz?

Unsere Gesellschaft scheint auf immer breiterer Basis zu realisieren, dass der Tod zum Leben dazugehört. Und dass es nicht jedem vergönnt ist, schmerzfrei und im Kreis seiner Angehörigen zu sterben. Das Hospiz ein ganz besonderer Ort, an dem sich schwerkranke und nicht mehr therapierbare Menschen – von uns Gäste genannt – in bestmöglicher medizinischer und psychosozialer Betreuung würdevoll verabschieden können. Und vor allem auch für Angehörige und Freunde unserer Gäste ist das Hospiz ein besonderer Ort, an dem sie in einer familiären Atmosphäre die letzten Stunden, Tage, Wochen ihrer Lieben – Tag und Nacht – begleiten können.

Der Förderkreis hat vor wenigen Wochen damit begonnen, Patenschaften für Zimmer im Hospiz zu vergeben. Wie ist hier die Entwicklung?

Auch in diesem Bereich sind wir unendlich dankbar für eine großartige und in diesem Ausmaß ebenfalls nicht erwartbare Unterstützung. Die Patenschaftsurkunden von vier Kommunen (Gelnhausen, Freigericht, Linsengericht, Gründau), von drei privaten Paten (Dr. Claus Schubert aus Gelnhausen, Roya und Werner Eurich aus Birstein, Familie Andrea und Stephan Müller aus Großenhausen) und von zwei Bankinstituten (Kreissparkasse Gelnhausen, Volksbank Bad Orb-Gelnhausen) hängen bereits im Eingangsbereich des Hospizes und daheim bei den Paten bzw. in den Rathäusern und Bankräumen. Insgesamt 22.000 Euro jährlich kommen durch diese bisher neun Patenschaften zusammen. Noch zwei weitere Patenschaften können wir vergeben.

Wie hoch wird denn ihr Spendenaufkommen im Jahr der Eröffnung insgesamt liegen?

Wir können davon ausgehen, dass wir den jährlich erforderlichen Unterstützungsbetrag des Förderkreises für das Hospiz, der zwischen 50.000 und 60.000 Euro liegt, in 2017 gut erreichen und wohl sogar übertreffen können.

Und welche Wünsche hat der Förderkreis Hospiz das Neue Jahr?

2017 werden wir wohl nicht mehr übertreffen können. Das Jahr hat uns alles gebracht, was wir uns in unseren kühnsten Träumen erhoffen konnten. Ich darf hier Ansgar Erb vom Caritasverband für die Diözese Fulda aus einem Brief an den Förderkreis-Vorstand zum Jahresabschluss zitieren:

„Zusammen (Förderkreis, Landkreis MKK und Caritas) haben wir in diesem Jahr mit der Eröffnung des Hospizes sehr, sehr viel erreicht, auf das alle Beteiligte stolz sein können. Sie haben wesentlich zu diesem Erfolg beigetragen. Das Beste an diesem Erfolg ist aber, dass dieser nicht von kurzer Dauer sein wird, sondern ein Aufenthalt im Hospiz für viele Menschen in den nächsten Jahren/Jahrzehnten so segensreich sein wird.“

Wir hoffen, dass wir auch 2018 eine ähnlich hohe Unterstützung für den Förderkreis – und damit für das Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal – auf noch breiterer gesellschaftlicher Basis erfahren. Vor allem aber wünschen wir uns, dass unser tüchtiges und überaus empathisch-engagiertes Hospiz-Team unter der Leitung von Frank Hieret und Ursula Schlereth weiterhin dafür sorgen kann, dem Leben unserer Gäste zwar nicht mehr Tage, aber den letzten Tagen mehr Leben zu geben.