2024 spende wild

Reiche Bescherung in der Küche des Hospizes Kinzigtal: Klaus Wetzel, Philipp Buchenau, Sabine Wetzel, Eugen Glöckner, Pia Horst

Wildfleisch und Plätzchen

Förderkreis Hospiz Kinzigtal Gelnhausen freut sich über eine besondere kulinarische Spende

Wann immer möglich, bereitet das Hospiz St. Elisabeth Kinzigtal in Gelnhausen seinen Gästen besondere Momente. So gab es in der Adventszeit unter anderem eine kulinarische Überraschung. Hintergrund ist eine ziemlich ungewöhnliche Spende. Als Eugen Glöckner, stellvertretender Vorsitzender des Förderkreises, einen Anruf von Philipp Buchenau erhielt, war er äußerst erfreut – und überrascht. Denn der Jagdleiter der Jagdgenossenschaft Gelnhausen-Mitte kündigte an, dem Hospiz Kinzigtal ein Wildschwein zu spenden. Aus dem Wild wurden Keulen und Gulasch für die Gäste des Hospizes, wie die Schwerkranken genannt werden.

Zubereitet wurde das Wild in der Küche der Einrichtung. Und die ist kein abgeschlossener Raum. „Unsere Gäste sind oft dabei, wenn das Essen angerichtet wird“, sagt Hospizleiter Frank Hieret. „Selbst wenn manche nicht mehr essen können, nehmen sie die Gerüche wahr, die Geräusche.“ Schöner Zufall: Aktuell lebt ein ehemaliger Koch als Gast in der Einrichtung. „Er wird ohnehin eingebunden, wo immer es geht“, sagt Hieret. Auch das Wildschwein wurde unter seiner Regie zubereitet.
Die Spende der Jagdgenossenschaft Gelnhausen-Mitte war für Jagdleiter Philipp Buchenau seit längerer Zeit ein Anliegen. „Ich wollte der Stadt etwas zurückgeben und fragte den früheren Ortsvorsteher Dr. David Lupton, an welcher Stelle dies sinnvoll sein könnte. Er machte mich auf das Hospiz aufmerksam.“ Pia Horst, Vorsitzende der Jagdgenossenschaft, war hier bereits mehrfach vor Ort in der Holzgasse. Sie unterstützt die Einrichtung seit langem. Und das soll auch so bleiben. So will die Genossenschaft, nachdem Horst und Buchenau bei der Spendenübergabe von dem ehemaligen Koch im Hospiz, erfahren haben, nun auch ein Reh ins Hospiz anliefern, ebenso wie ein Wildschwein an das benachbarte Kreisruheheim.

Doch die Gäste im Hospiz erwartete nicht nur ein herzhaftes Mahl. Als Sabine und Klaus Wetzel aus Bad Orb im Gespräch mit Buchenau von der Spende der Jagdgenossen erfuhren, steuerten sie den Nachtisch und die Dekoration bei. Mehr als 25 Sorten Plätzchen und weiteres Gebäck hatte Sabine Wetzel in ihrer Küche zubereitet und dem Hospiz übergeben. Dazu kamen zahlreiche beleuchtete Weihnachtssterne, die auf den Tischen für einen festlichen Anblick sorgen. Bei der Spendenübergabe erhielt das Ehepaar, ebenso wie Pia Horst und Philipp Buchenau, wertvolle Einblicke in das Leben im Hospiz.

Das wurde vor rund sieben Jahren eröffnet und verfügt über acht Plätze, die es den Gästen ermöglichen, ihre letzte Lebensphase selbstbestimmt und würdevoll zu gestalten. Die vorherrschenden Emotionen, die das Leben in der Einrichtung bestimmen, sind Trauer, Angst, Wut und, was das Wichtigste ist, Humor. „Es ist für Angehörige oft etwas gewöhnungsbedürftig, dass hier so viel gelacht wird, aber das ist enorm wichtig“, sagt Frank Hieret. Eugen Glöckner nickt. Vor Kurzem hat der Verein sein zehnjähriges Bestehen gefeiert. „Als wir unser Projekt, ein Hospiz zu gründen, damals präsentierten, sagte man uns: ‚Dafür braucht ihr zehn Jahre‘. Wir haben drei Jahre benötigt“, meint er strahlend. „Mittlerweile sind alle Kommunen im Main-Kinzig-Kreis bei uns Mitglied, zudem haben wir 19 Zimmerpaten.“ Dieses ist ab einer Spende von 1.000 Euro pro Jahr möglich. Geld, das der Verein dringend benötigt. Immerhin muss dieser zwischen 90.000 und 100.000 Euro jährlich aufbringen, um die Deckungslücke zu überbrücken. Und zudem finanziert der Verein sämtliche Palliativ-Fortbildungen des Teams und Angebote wie Musik- oder Hundetherapie für die Gäste. „Wir versuchen den Gästen auch besondere letzte Wünsche zu erfüllen“, meint Glöckner. Dafür hat der Verein unter anderem einen Kleinbus für Ausflüge angeschafft. Nächstes Ziel: Das Gebäude mit einer Klimaanlage auszurüsten. „Im Sommer kann sich der Sandstein schon ganz schön aufheizen“, sagt der stellvertretende Vereinschef.

Jetzt hat allerdings erst einmal die kalte Jahreszeit begonnen und in der gab es ein schmackhaftes Adventsmahl für die Gäste. Dafür danken die Hospiz-Verantwortlichen der Jagdgenossenschaft und dem Ehepaar aus Bad Orb. Und auch die dankten dem Team nach einer Besichtigung der Räume für ihre wertvolle Arbeit. Und sie machten klar, dass die Spende nicht die letzte war. So will nicht nur die Jagdgenossenschaft wieder für schmackhafte Erlebnisse sorgen. Auch Sabine Wetzel hat angekündigt, selbst gebackenen Kuchen zu bringen. Und: Sie will auch mit den Gästen kochen.